Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht.

Sonntag, 25. Juli 2010

So ist das passiert

Es ist kaum zu fassen, aber gestern ist mein Sohn zwei Jahre alt geworden. Zwei ganze Jahre ist es jetzt schon her, das dieses kleine Wunder in mein Leben getreten ist. Gestern auf der Geburtstagsfeier wurden von meiner Mam und Tine Geburtsgeschichten zum besten gegeben und bevor ich im Laufe der Jahre viel vergesse, schreibe ich hier einmal auf, was ich noch weiß von der Geburt.
Das ein wenig ungewöhnliche bei meiner Schwangerschaft war der Umstand, das meine große Schwester genauso weit schwanger war wie ich. Ihr Termin war für den 08.08. (glaube ich?) angesetzt und meiner für den 04.08.2008. Ich habe noch ein paar hübsche Bilder von uns zweien mit riesigen Kugelbäuchen, wie wir bei unseren Eltern durch den Garten rollen, doch ich bin zu dem Zeitpunkt schon sooooo aufgequollen durch Wassereinlagerung, das verkraftet mein Ego zur Zeit nicht, auch noch Bilder zu veröffentlichen. Stellt euch einfach jemanden vor, der von 55 Kilo auf 85 gesprungen ist in nichtmal einem Jahr. So, kommen wir jetzt mal langsam zur Sache.
Der 23.07.2008 war ein Donnerstag und das Wetter war recht angenehm. Nicht kalt, aber auch nicht zu heiß. So gegen 13 Uhr etwa rief meine Schwester an, das ihre Fruchtblase geplatzt, sie jetzt bereits in der Klinik und beim Spaziergang im Park sei. Wir kicherten noch eine Weile zusammen und schließlich wünschte ich ihr viel Kraft bei der Entbindung. Eine Erinnerung, sich sofort zu melden, wenn der Sohn auf der Welt ist, gabs auch noch von mir. Den Nachmittag verbrachte ich mit viel Nichts-Tun auf der Couch und angestrengtem Ausruhen. Bis so gegen 17:30 mein Blasensprung war. Ich spürte richtig, wie unten links ein kleines Loch aufsprang und keine zwei Sekunden später die Blase von unten nach oben zerriss. Wem das zu eklig klingt, kann ja jetzt einfach aufhören zu lesen, es wird gewiss eine Weile nicht besser, eher schlimmer.
So, Warnung wurde ausgesprochen, weiter gehts.
Blase war kaputt und sofort kam Fruchtwasser. Erstmal auf Klo gegangen und nach einer neuen Hose verlangt. Da hab ich dann kleine Handtücher reingelegt als Einlage (tropf, tropf, tropf) und hab die Hebamme angerufen, Judith. Die fragte mich erstmal aus, ob ich mir denn sicher sei und ob ich bereits Wehen hätte. Ja, ich bin sicher und nein, Wehen bis jetzt noch nicht. Sie meldete sich für 20 Uhr an und kaum, das sie aufgelegt hatte, kam auch schon die erste Wehe. Naja, eher ein Wehchen, war ja die erste überhaupt. Die Zeit bis zur Ankuft von Judith verbrachte ich mit nervösem Umhergehen, aus dem Fenster schauen wo sie bleibt, aufs Klo gehen, ein wenig rumliegen und Bauchstreicheln. Gegen halb neun etwa klingelte es endlich an der Türe und mein Hebammenengel kam. Nach einer kurzen Untersuchung stellte sie fest, das es wirklich Fruchtwasser ist (was für eine Überraschung, wennman bereits 5 Handtücher durchnässt hatte) und das der Muttermund noch kaum geöffnet ist. Sie stellte mich vor die Wahl, noch eine Weile zu Hause zu bleiben und loszufahren, wenn es wirklich losgeht oder jetzt gleich nach Berlin ins Geburtshaus zu fahren.
Ihr lest richtig, ich war nie in irgendeiner Klinik, ich hatte mich schon recht früh dafür entschieden, in ein Geburtshaus zu gehen, denn ich hatte eine solche Unmenge an Horrorgeschichten oder einfach Berichte über schlechte Betreuung gelesen/gehört, das ein Krankenhaus für mich nur im medizinischen Notfall in Frage kam. Da der bei Erik und mir nicht gegeben war, wurde meine Entscheidung noch von der Natur unterstützt.
Ich entschied mich dafür, gleich loszufahren und die Wehenarbeit in Berlin zu machen, also schnappten wir uns die Tasche (war erst 4 Tage vorher gepackt worden *hüstel*), ich wackelte die Treppe runter und wir fuhren nach Pankow. Auf dem Weg dorthin ließ Judith mich "singen", jede Frau, die ein Kind bekommen hat, weiß, was ich meine.
Wir kamen in Pankow an, ich entschied mich für das Zimmer zum Hinterhof hin und das große Bett wurde bezogen. Da lang ich nun irgendwann und wusste nicht so recht, wohin mit mir. Während der Wehe habe ich geschwitzt wie verrückt und hab die Decke weggeworfen und kaum war sie weg, habe ich gefroren wie ein Schneider. Also Decke wieder her. Nach einer Stunde dieser Quälerei etwa äußerte ich den Wunsch, in die Badewanne zu gehen und Judith ließ mit die große Eckbadewanne voll. Es war wirklich eine Erleichterung dort drin. Das Frieren war vollständig weg durch das warme Wasser und es entspannte mich ungemein. Das war so gegen halb zwölf etwa.
Die weiteren Stunden vergingen abwechseln sehr schnell und wieder ungemein langsam. So zwischen 2 und 3 döste ich zwischen den Wehen weg, wachte aber währenddessen immer wieder auf (natürlich). Die gute Judith kam nach JEDER EINZELNEN Wehe mit eine Glas Wasser mit Zitrone + Strohhalm an, damit ich meine Kehle nach dem Singen befeuchte. Sie hatte sich irgendwann für eine Weile hingelegt (noch am Anfang der Wehen) aber sonst war sie wirklich die ganze Zeit für mich da, und nur für mich.
So gegen 5 kam die zweite Hebamme, Lilo (ist nur der Spitzname, an den richtigen kann ich mich nicht mehr erinnern) und es wurde langsam ernst. Irgendwann animierte Judith mich zum Aufstehen und ich spürte, wie Erik sich drehte und noch ein wenig tiefer sank. Das reichte ihr auch schon und ich durfte wieder ins Wasser. Die Geburt an sich habe ich in der Hocke gemacht und Erik war gleich als allererste schwimmen. Kaum lag er auf meinem Bauch, machte Lilo große Augen und brachte nur "Er hat aber große Füße," raus. Die Quadratlatschen hat er noch immer, hihi.
Tja, Kind eine Weile auf dem Bauch gehabt, dann wurde es an den Vater weiter gegeben, damit ich aus der Wanne raus kam. Das weitere erwähne ich hier nicht, ist alles ein wenig unappetitlich. Wirklich schön wurde es, als Erik das erste mal getrunken hatte. Ich werde wohl nie den Anblick vergessen, wie er trinkend eingenickt ist. Nach einer Weile wurde die Seite gewechselt, er trank weiter und war irgendwann fertig fürs Windeln und Anziehen.
Nach einer kurzen Wartezeit kam ein guter Bekannter und holte uns drei ab. Zu Hause schlief der kleine Mann erstmal bis zum Abend und erhellt seitdem jeden Tag aufs neue mein Leben.

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