Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht.

Montag, 14. März 2011

Wie gelähmt

schaue ich mir die Bilder im Fernsehen an. Sehe, wie eine riesige, mit Schlamm versetzte Welle in die Städte rast und alles, was ihr im Weg steht, einfach wegspült. Autos, ganze Häuser, einfach weg. Mir schnürt sich der Hals zu, wenn ich daran denke, das in diesen Augenblicken die Leben von Hunderttausenden zerstört werden. Wer sich vor der Welle retten konnte muss mit ansehen, wie sein Haus, alles was er besitzt, einfach weggerissen wird von den Wassermassen.
Und als ob das schwerste Erdbeben in der Geschichte Nippons und der anschließende Tsunami noch nicht schrecklich genug währen, drohen nun die Kraftwerke zu kollabieren.
Ich bin in Gedanken bei allen Bewohnern Japans und bete, das es nicht zu noch mehr schrecklichen Geschehnissen kommt.

*

Gestern abend chattete ich mit meiner Schwester und war im Anschluß daran so dankbar, das es Erik gut geht, ich hatte Tränen in den Augen.
Ihre Schulfreundin N. hat vor anderthalb Jahren Zwillinge geboren, viel zu früh. Ein Junge und ein Mädchen. Dem Jungen ging es nach einer Weile ganz gut, doch das Mädchen, Lili, war mehrfach schwerstbehindert. Blind, taub, stumm, nicht in der Lage zu krabbeln/zu laufen, ein fehlerhaftes Verdauungssystem und jede Nacht furchtbare Krämpfe während denen sie schrie, schrie, schrie. Dieses kleine Mädchen ist jetzt vor zwei Wochen gestorben, wurde am letzten Freitag beerdigt. Mir bricht das Herz, wenn ich an N. denke. So lange hat sie gekämpft und nun muss sie ihr Mädchen doch gehen lassen. N. sucht zur Zeit Trost in der Religion, hält sich daran fest, das Lili nun an einem Ort ist, wo sie singen, tanzen, lachen kann ... all die Dinge ebend, die ihr hier verwehrt waren. Ich kann sie gut verstehen und schicke Lili die schönsten Blumen in den Himmel.
Als bitteren, bösen Gedanken habe ich im Hinterkopf, das es vielleicht besser ist. Nicht für N., für Lili. Was hätte sie für ein Leben gehabt, in ihrem eigenen Kopf gefangen, man wusste nicht einmal, ob sie sonst, über die Haut etwa, Umweltreize aufnehmen konnte. Keine Möglichkeit zur Kommunikation, zur Interaktion mit der Umwelt. Ein bitterer, trauriger Gedanke.


Irgendwie war die letzte Woche echt übel. Ich lenke mich jetzt mit Aufräumen, Wäsche waschen und Kuchen backen für den Geburtstag der Schwiegermam ab.

2 Kommentare:

  1. Hab jetzt schon 3mal angesetzt zum schreiben aber die Worte fehlen.
    Bin einfach sprachlos bei soviel schrecklichem. Japan wie auch Lilli.

    traurige Grüße C.

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