Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht.

Freitag, 24. September 2010

Zu Pratchett

Die Franzie hat mich ja um Aufklärung zum Thema Terry Pratchett und Scheibenwelt gebeten und hier jetzt also ein hoffentlich ausführlicher Beitrag zu dem Thema. Ich habe damit vor etwa sechs Wochen angefangen und musste immer wieder zwischenspeichern,weil es doch irgendwie ganz schön viel war. Der Upload der Bilder hat schon ne Weile gedauert.
Und da der Meister selbst die besten Worte findet zu seinen Figuren, zitiere ich ihn hier einfach mal überall ... zu erkennen am Kursiv. Quelle ist das
. Erhältlich für 10 Euro, ist zur Zeit auch lieferbar (was heißt, es würde innerhalb von ein bis zwei Werktagen zu bestellen sein). So, legen wir mal los.


Einleitung zu Scheibenwelt: Ich glaube kaum, dass Sie nach diesem Band gegriffen haben, wenn Ihnen die Scheibenwelt nichts bedeutet, aber für den Fall: Diese Welt wird von einer Schildkröte getragen und inzwischen berichten rund vierzig Romane und viele andere Bücher von ihr. Na bitte, jetzt wissen Sie Bescheid. Aber ich hoffe, die vielen Bewohner der Scheibenwelt sind sehr viel weniger fantastisch. Zauberer, Hexen, barbarische Helden und andere Leute leben in einer Welt, die märchenhaft erscheint. Aber die Leute stehen morgens auf, putzen sich die Zähne, machen Besorgungen und bringen den Drachen zum Tierarzt, weil sein inneres Feuer erloschen ist. ...


Rincewind: Einer der bekanntesten Studenten der Unsichtbaren Universität - allerdings ist fraglich, ob er wirklich jemals studiert hat. Er verfügt über einen Hut, auf dem ein Wort für "Zabberer" aufgenäht ist, aber sein genauer Status bleibt unklar. Er glaubt, die Seele eines Zauberers zu haben, aber diese steckt im Körper eines Langstreckenläufers. Er ist ein Feigling und hat nichts gegen diese Beschreibung einzuwenden. Weitaus bedenklicher findet er es, wenn man ihn als unglaublich mutig bezeichnet, denn dadurch riskiert er, in zwei Stücke gebissen zu werden. Im Verlauf seiner immernoch andauernden magischen Laufbahn wohnte er der Schöpfung des Universums bei, reiste durch die Hölle, verärgerte den Tod, fiel von der Scheibenwelt herunter, setzte sich mit einem halben Ziegelstein in einer Socke gegen den weit und breit mächtigsten Zauberer durch und besiegte diverse Ungeheuer, von denen manche menschliche Gestalt hatten. Typischer Ausspruch: "Ich verschinde von hier." Worauf kurze Zeit später die Worte folger: "Und wie bin ich in dies geraten?"


Die Truhe: Rincewinds mobiles Gepäckstück, das er als Geschenk vom Touristen Zweiblum erhalten hat. Die Truhe besteht aus intelligentem Birnbaumholz, weshalb sie fähig ist, durch Raus und Zeit zu reisen, die Feinde ihres "Eigentümers" erbarmungslos anzugreifen und alle Wäsche zu reinigen, die man in ihr unterbringt. In ihrem Inneren scheint es immer Platz zu geben, ganz gleich, was hineingerät, und natürlich läuft sie auf kleinen Beinen umher. Die Truhe hat das pflanzliche Äquivalent der Liebe kennen gelernt und Tischlerarbeit zur Fortpflanzung geleistet. Doch von Familienbanden lässt sie sich nicht daran hindern, überall Schrecken und sauberer Unterwäsche zu verbreiten. ... Nach dem Verzehr eines Feindes lässt Truhe gerne ihre palmwedelgroße, mahagonierote Zunge sehen und leckt sich damit genüsslich über den Deckel.


Oma Wetterwachs: Hexe, praxisorientierte Psychologin, Barkeeper und Wichtigtuerin. Warscheinlich hatte die Natur sie als böse Hexe im Pfefferkuchenhäuschen und einem großen Backofen geplant, aber sie erwies sich als zu intelligent und widerborstig, um in diese Rolle zu schlüpfen. Sie steht immer auf der Seite des Guten beziehungsweise des Richtigen. Besser gesagt: Sie steht auf der Seite dessen, was sie für das richtige hält. Zu eine bestimmten Zeitpunkt. Wenn Oma Wetterwachs Gutes tut, erregt sie mehr Furcht als eine Hexe, die auf Böses aus ist. (Weil das Gute nicht immer dem entspricht, was die Leute wollen. Manchmal kannes sehr unangenehm sein.) Vermutlich glaubt sie, ihre Bemühungen seien wie gute Medizin, die bekanntlich nur dann etwas nützt, wenn sie scheußlich schmeckt. Sie ist immer dann besonders glücklich, wenn sie etwas kritisieren kann. Oma Wetterwachs basiert auf vielen alten Damen, darunter auch meiner eigenen Großmutter, und dann habe ich alles mit zehn multipliziert. Im Laufe der Zeit hat sie sich weiterentwickelt und immer mehr an Profil gewonnen. Manchmal glaube ich, dass die alte Schachtel einmal so richtig auf die Nase fallen sollte. Allein der Himmel weiß, was ohne den mäßigenden Einfluss von Nanny Ogg aus ihr geworden wäre. Man stelle sich nur eine Person vor, auf die Nanny Ogg einen mäßigenden Einflusss hat... Typischer Ausspruch: "So etwas kannich nicht zulassen."



Nanny Ogg: Hexe, praxisorientierte Psychologin und aufdringlich. Dreimal verheiratet (mindestens) und Mutter von fünfzehn Kindern. Trinkt gern ein Gläschen. Und auch ein zweites. Und ein drittes. Ist so aufgeschlossen, dass sie sich unter keinen Umständen einen Riegel vorschieben lässt. Im traditionellen Sinne dürfte sie klüger sein als Oma Wetterwachs, und sie ist auch klug genug, dies nicht zu zeigen. Instiktiv erkennen die beiden Hexen die Stärken der jeweils anderen und agieren gewissenmaßen als Einheit: Oma erledigt, was "getan werden muss", und Nanny kümmert sich um die Verwundeten. Nanny Ogg gehört zu den wenigen Bewohnern der Scheibenwelt, die komplett auf einer Person basieren - einer alten Dame, der ich einmal begegnet bin. Allerdings habe ich die Darstellung ein wenig übertrieben. Jene Frau hatte ein hartes Leben hinter sich, war aber immer gut gelaunt und bereit für noch einen Drink und eine weitere Mahlzeit. Nun, eine Nanny Ogg finmdet man in jeder Straße. Typischer Ausspruch: "Oh, wie nett von dem Herrn, einer armen alten Dame zu helfen! Einen doppelten Whisky bitte, herzlichen Dank."
Ihr Gesicht wurde einmal als Rosine, die lächelt, beschrieben.


Die Hexenhütte: Hexen kommen und gehen, aber ihre Hütten überdauern ewig. Allerdings brauchen sie gelegentlich ein neues Dach, neue Wände, neue Türen und neue Fenster. Hexenhütten aus Pfefferkucher oder Käse zu errichten, geriet schon vor langer Zeit aus der Mode, und die Behausung von Oma Wetterwachs genügt den Ansprüchen einer konservativen Hexe: der Käutergarten, das sehr organisch wirkende Reetdach, die Bienenstöcke (für Wachs, Honig und um mit jemandem reden zu können) der korkenzieherartige Schornstein. Hexen halten nichts von geraden Linien. Jemand scheint zwei Topfpflanzen für Oma hinterlassen zu haben. Die Leute neigen ständig dazu, Hexen irgendetwas zu geben. Das ist sehr nett von ihnen. Vielleicht glauben sie, dies bringe Glück. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass sie dadurch Unglück abwenden wollen.


Margrat Knoblauch: Hexe, Naturheilkundige und ein sentimentales Küken. Vom Schicksal zum dritten Mitglied des recht zwanglosen Hexenzirkels von Lancre bestimmt. Derzeit lässt sie die Hexerei ruhen und konzentriert sich ganz darauf, die Königin von Lancre zu sein, eine recht anstrengende Aufgabe, die es erfordert, sich mit Handarbeit und der Falknerei auszukennen. Außerdem muss man in solchen Kleidern herumlaufen. Sie ist die gebildetste der drei Hexen von Lancre, aber ihre lobenswert offene Einstellung allen Dingen gegenüber hat Platz gelassen für den unkritischen Glauben an die Magie von Kerzen, Kristallen, Farben und die Heilkraft von schimmeligem Brot. Sie ist davon überzeugt, eine romantische Seele zu haben. In Wirklichkeit besitzt sie eine sehr realistische, praktisch orientierte Seele, die als Basis für ein romantisches Bewusstsein dient. Magrat ist einfach eine übertrieben dargestellte New-Age-Hexe, die sich in einem Zustand permanenter Sorge befindet, weil sie instinktiv die Dummheit einigerDinge erkennt, an die sie gern glauben würde. Es gibt viele Magrats. Abgesehen davon ist sie so zäh wie Leder. Typischer Ausspruch: "Äh ... tut mir Leid."


Greebo: Nanny Oggs Kater. Allen Leuten gegenüber übel gelaunt (mit Ausnahme von Nanny Ogg), sexbesessen und überaus tüchtig, wenn es darum geht, Wildtiere bis zur Größe von Bären zu töten (oder wahlweise auf den nächsten Baum zu jagen). Greebo unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt von anderen Katzen: Nach einem Zauber der Lancre-Hexen in Total verhext kann er - muss er - menschliche Gestalt annehmen, wenn er starkem Stress ausgesetzt ist. Bis zur Rekonstruktion seines morphischen Felds sieht er dann wie ein verwegener Pirat aus und ist in eine Aura von rohem Sex gehüllt, die man noch einige Zimmer entfernt spüren kann. Greebo geht in groben Zügen auf einen alten Kater in unserem Dorf zurück, den wir "Schrecklicher Oskar" nannten. Der durchquerte hin und wieder unseren Garten in Form einer schnell rotierenden Pelzkugel, die auch noch eine bemitleidenswerte Katze enthielt. Seltsamerweise konnte er freundlich sein, wenn man auf plötzliche Bewegungen verzichtete. Typischer Ausspruch: "Will meine Milch sofooaart."


Die Zauberer: Die Zauberer der Unsichtbaren Universität sind Meister der dynamischen Interaktivität. Aber wenn Gefahr droht, ziehen sie am gleichen Strang, allerdings nicht unbedingt in der gleichen Richtung. Auf Folgendes sollte hingewiesen werden: Zwar wissen die Zauberer, dass der erste Schritt zur Weisheit im Kindesalter getan wird, aber bisher ist ihnen noch nicht klar geworden, dass es auch einen zweiten Schritt gibt. Ihnen geht es vor allem darum, möglichst viel über Magie zu wissen, aber keinen Gebrauch von ihr zu machen, wenn es sich vermeiden lässt. In gewissen Weise sind sie eine okkulte Nuklearwaffe. Das Bild auf der gegenüberliegen Seite (also das oben): Der Ikonograph erfasste die Zauberer in einem für sie untypischen Augenblick, als sie einmal nicht damit beschäftigt waren zu essen. Die gegenwärtigen Inhaber der höchsten magischen Amter sind von links nach recht: Der Dozent für neue Runen, der Dekan, der Bibliothekar, der Erzkanzler Munstrum Ridcully, der oberste Hirte, der Quästor (der Herr, der so versonnen lächelt), Ponder Stibbons (Leser unsichtbarer Schriften) und der Professor für unbestimmte Studien.


Ridcully (Erzkanzler Munstrum Ridcully): Gegenwärtiger Leiter der Unsichtbaren Universität, des wichtigsten magischen Lehrinstitus in Ankh-Morpork. Ein brüsker, kompromissloser Mann, der so wenig Zeit wie möglich in seinem Büro verbringt und es vorzieht, an der frischen Luft zu sein.
Seine Ernennung zum Erzkanzler verdankt er dem Zufall. Der Universitätsrat hörte, dass er das Leben auf dem Land liebte, hielt ihn für einen Einfaltspinsel aus der Provinz und glaubte, ihn als Erzkanzler leicht wieder loswerden zu können, sollte das erforderlich sein. Zwar liebt Ridcully das Leben auf dem Land tatsächlich, aber hauptsächlich deshalb, um dort Dinge zu töten.
Während seiner Amtszeit kam es in der Unsichtbaren Universität zu einer wichtigen Veränderung: Die alte Tradition, durch die Ermordung höher rangiger Zauberer Karriere zu machen, fand ein abruptes Ende. Einige Zauberer versuchten kurz nach Ridcullys Ankunft, an diesem Brauch festzuhalten, und einer von ihnen hinkt noch immer.
Als der Patrzier der Stadt mit dem Gedanken spielte, Steuern für die Zauberer einzuführen, ließ der Erzkanzler den Patrizier wissen, er könne ihn gerne in einen kleien Molch verwandeln und anschließend mit einem Hüpfball durch das Zimmer springen.


Der Bibliothekar: Hüter der magischen Bibliothek der Unsichtbaren Universität. Ursprünglich ein Mensch, der sich durch einen magischen Unfall in einen Orang-Utan verwandelt hat (nachzulesen in "Die Farben der Magie"). Er will nicht, das ihm jemand seine frühere Gestalt zurückgibt. Ein menschlicher Geist im Körper eines Orang-Utans - der Bibliothekar glaubt, das Beste beider Welten zu besitzen.
Der Grund für diese Meinung ist leicht ersichtlich. Greiffüße und die Perspektive eines Affen ermöglichen es ihm, die Bibliothek unter strenger Kontrolle zu halten, und dabei bleibt ihm Zeit genug, an vielen interessanten bürgerlichen Aktivitäten teilzunehemn. Niemand erinnert sich daran, wer er vor dem Unfall war - und er sorgt dafür, dass es so bleibt.
Er reagiert sehr empfindlich auf das Wort Tier im Zusammenhang mit seiner Person und bietet demjenigen, der sich in solcher Weise ihm gegenüber äußert, gerne an, ihm die Arme hinter dem Kopf zu verknoten. Er mag zwar wie ein brauner Ledersack aussehen, doch dieser ist prall gefüllt mit Muskeln.


Tod (Das Ende aller Hoffnung, Freund der Freundlosen, Tilger aller Schmerzen): Reitet ein weißes Pferd namens Binky. Was kann dem noch hinzugefügt werden? Mag Katzen.
Erst vor einigen jahren erinnerte ich mich daran, wie ich als Kind bei meiner Großmutter Ingmar Bergmans Das siebte Siegel gesehen habe. Zumindest lief der Fernseher, während ich spielte. In jenem Film erscheint der Tod als Person und liebt Schach (Pratchetts Tod mag Schach nicht besonders, der Springer ist ein ein wenig suspekt). Vermutlich ist damals irgendetwas hängen geblieben. Der Schnitter der Scheibenwelt entspricht dem klassischen Tod, so wie er in Karikaturen erscheint, auf Tarot-Karten und vielleicht auch, wenn man stirbt.
Typischer Ausspruch: "Du bist dran."

Feldwebel Frederick Colon, Stadtwache von Ankh-Morpork


Nobbs, Korporal (C.W.St.J. ("Nobby")): Es heißt, jeder Rucksack eines Soldaten enthalte den Kommandostab eines Feldmarschalls. Korporal Nobbs Rucksack enthielt viele Gegenstände, die anderen Leute gehörten, und er hat in einer erstaunlichen Anzahl von Militärgefängnissen eingessen. Doch in diesem kleinen Verbrecher steckt auch die Seele eines Romantikers: Korporal Nobbs gehört sowohl zur "Historischen Freizeitgesellschaft vonAnkh-Morpork" als auch zu den "Freunden des Volkstanzes". Zweifellos gibt es vorborgene Tiefen in Nobby, aber bisher brachte niemand den Mut auf, in sie hineinzutasten und festzustellen, was dort steckt.
Nobby ist einer von wenigen Bürgern Ankh-Morporks, die Dokumente bei sich tragen, in denen die Zugehörigkeit zu einer Spezies bestätigt wird (für einen Menschen ist er eigentlich zu klein, doch die Zwerge lehnen es kategorisch ab, ihn als einen der ihren anzuerkennen).
Nobby und Fred Colon sind von der Geschichte selbst erschaffen worden. Mit ein wenig anderen Uniformen und besseren Dialogen könnten sie von Shakespeare stammen.
Typischer Ausspruch: "Das ist eine Lüge, Herr, ich bin´s nicht gewesen."


Mumm, Sir Samuel: Kommandeur der Stadtwache von Ankh-Morpork, früher Hauptmann der Nachtwache. Auf die spezialisierte Weise eines Polizisten ehrlich, tritt er auf die gleiche Weise für die Freiheit des Individuums ein. (Er meint, die Leute könnten frei sein, wenn sie nur endlich tun würden, was man ihnen sagt.)
Mumm ist so etwas wie ein unbefleckter Wanderer in schmutzigen Straßen. Er würde sofort zugeben, nicht besonders intelligent zu sein, aber er verfügt über jene hatnäckige und kreative Dummheit eines Polizisten, die Intelligenz manchmal übertreffen kann.
Offenbar sieht er den Sinn des Gesetzes vor allem darin, die Armen und Hilflosen vor den Reichen und Mächtigen zu schützen. Aber er gibt sich alle Mühe, diese Einstellung unter einer dicken Schicht aus Zynismus zu verbergen.
Im Grunde genommen gibt er sich alle Mühe in einer unvollkommenen Welt und nennt dies Gesetz.
Verheiratet ist er mit Lady Sybil Käsedick und inzwischen Vater eines kleinen Sohnes namens Sam.


Detritus: Früher ein Troll-Schläger in Ankh-Morpork. Nach seiner Hochzeit mit der Nachtklubsängerin Rubin hat er sich gebessert und gehört derzeit als Feldwebel zur Wache, wo sein eigentlich ehrlicher Charakter immer stärker hervor tritt. Ursprünglich war Detritus´Intelligenzquotient sehr gering, weil sein Gehirn aus Silizium besteht und eine hohen Temperaturen verträgt. Doch inzwischen benutzt er einen speziellen Kühlhelm, was seinem Intellekt zum Vorteil gereicht. Nach Ansicht von Kommandeut Mumm besitzt Detritus alle Eigenschaften eines guten Polizisten: eine laute Stimme, eine gebieterische Präsenz und dei Fähigkeit, seine Beharrlichkeit nicht von der Vorstellungskraft beeinträchtigen zu lassen.
Positiv kommt noch hinzu, das er eine Belagerungsarmbrust lässig mit einer Hand halten kann. In Frank Schätzings "Der Schwarm" habe ich gelernt, das Detritus die Ablagerung aus abgestorbenen Kleinslebewesen und Algen auf dem Meeresgrund ist. Der arme Kerl.


Karotte, Hauptmann (Hauptmann Karotte Eisengießersohn): Mensch durch Geburt, Zwerg durch Adoption und Polizist aus Überzeugung. Alles deutet darauf hin, das Karotte der rechtmäßige Erbe des Throns von Ankh-Morpork ist, obgleich es eigentlich gar keine Thron mehr gibt und die "Rechtmäßigkeit" ebenfalls zur Debatte steht. Wie dem auch sein: Ihm gefällt es, Polizist zu sein, und er wirkte als treibende Kraft an der Erneuerung der Stadtwache mit. Er ist ehrlich, anständig, aufrichtig und einfach. Eine ziemlich große Anzahl von Kriminellen in der Stadt mussten feststellen, das "einfach" nicht "dumm" bedeutet. Wer viel Zeit in Karottes Gesellschaft verbringt, gelangt zu dem Schluss, dass in ihm eine ziemlich hohe Intelligenz ein eigenes Spiel treibt.
Karotte besitzt ein altes Schwert. Es ist überhaupt nicht magisch, dafür aber sehr scharf.
Der Name Karotte wurde von seinem Körperbau abgeleitet. Kopfkino an, meine Damen.


Angua, Korporal (Angua von Übewald): Das erste weibliche Mitglied der Stadtwache und ihr einziger Werwolf.
Eine intelligente, aber ruhelose junge Frau, die mit ihrem sehr guten Geruchssinn und den Kontakten zu den Nachrgeschöpfen eine wertvolle Bereicherung der Wache ist. Ihr Knurren veunsichert die Leute, die sich der Verhaftung widersetzen wollen.
Manchmal verspürt sie den brennenden Wunsch, jemandem die Kehle zu zerfetzen, aber bisher ist es ihr gelungen, diesen Versuchungen zu widerstehen.
Offenbar hat sie eine dauerhafte Beziehung mit Hauptmann Karotte, dem es nichts auszumachen scheint, dass seine Freundin manchmal vier Beine und ein Fell hat.
Ab und an reicht es auch schon, das sie breit grinst, wenn jemand nicht verhaftet werden möchte.


Cohen (Cohen der Barbar, alias Dschingis Cohen): Ein ziemlich alter barbarischer Held, der jetzt mit der gleichen Entschlossenheit gegen Sehnenentzündung und Hämorrhiden kämpf wie zuvor gegen Ungeheuer und korrupte Priester. Er hat überlebt, einfach weil er nie aufgab und sich nie fair verhielt. Cohen ist recht gutmütig (wenn Sie nicht zufällig etwas besitzen, das er haben möchte) und hat eigentlich keine persönlichen Ehrgeiz. Inzwischen gibt es nur noch einen Grund, warum er Schätze stiehlt, gegen Monstren kämpft und junge Frauen befreit: Er will nicht aus der Übung kommen.
Als wir zum letzten Mal etwas von Cohen hörten, war er Kaiser des Achatenen Reiches (entspricht unserem China, mitsamt Mauer, nur das sie hier um das komplette Reich herum gebaut ist) das er zusammen mit einer kleinen Gruppe ähnlich alter Krieger erobert hatte. Es ist fraglich, ob er lange Zeit in diesem Amt bleibt, denn die einzige Autorität, gegen die er dabei kämpfen kann, ist er selber. Früher oder später bricht er bestimmt wieder auf, um nach Gold, Frauen und weichem Toilettenpapier zu suchen.
Die Idee zu Cohen kam mir, als ich den Film Conan der Barbar sah. Ich fragte mich: Was passiert mit den alten barbarischen Helden, wenn sie nicht getötet werden? Immerhin erhalten sie keine rente. Vermutlich machen sie einfach immer weiter, wobei Schläue allmälich die brutale Gewalt ersetzt. Ich schreibe gern über Cohen, weil ihn moralische Fragen herrlich unbeschwert lassen. Er zermartet sich nie den Kopf über etwas, das überlässt er anderen.
Typischer Ausspruch: "Wähle immer einen großen Feind, denn er ist leichter zu treffen."
In "Wahre Helden" (ein fabelhaftes Geschenk für alle Pratchettfans, die es noch nicht Eigen nennen) macht sich die graue Horde auf zum Hort der Götter, um diesen zu zerstören. Karotte, Rincewind und Leonardo da Quirm versuchen sie aufzuhalten und am Ende sterben die alten Herren bei der Verhinderung ihres eigenen Planes. Was habe ich geheult. Doch wie es sich gehört, wurden sie allesamt von Valküren abgeholt. So sollte es zum mindest laufen ... sie klauten den werten Damen die Pferde und machten sich davon. Geheult hab ich trotzdem wie ien Schloßhund.


Der Patrizier (Lord Havelock Vetinari): Oberster Herrscher der Stadt Ankh-Morpork und Vater des wirtschaftlichen Aufschwungs der letzten Zeit. Zweifellos sehr clever, außerordentlich zynisch und sehr geschickt darin, die einzelnen Machtgruppen in der Stadt gegeneinander auszuspielen.
Vetinari ist ein geborener Politiker. Wäre die Stadt ein Boot, hätte er nichts dagegen, wenn jemand es ordentlich schaukeln ließe. Aber er würde jedem das Fell über die Ohren ziehen, der versucht, ein Loch in den Rumpf zu bohren. Und er kann Pantomimen nicht ausstehen, lässt sie sofort hinrichten (möglichs geräuschlos). Nie sind Stimmen gegen diese Eigenheit laut geworden, obwohl es gelegentlich zu verzweifelten Gesten kam.
Über seine Vergangenheit ist kaum etwas bekannt, abgesehen davon, das er die Assasinenschule besuchte, was seine Langlebigkeit erklären dürfte. Doch Vetinari überlebte vor allem deshalb, weil er seinen Verstand gebraucht, und mit Ironie erreicht er mehr als viele andere mit Stahl.


Lady Sybil Käsedick: Spross einer der ältesten und reichsten Familien von Ankh-Morpork und Ehefrau von Mommandeut Mumm. Berühmte Züchterin von Sumpfdrachen, die ihre große Leidenschaft sind, von Mumm einmal abgesehen. Wie groß die Drachen auch sein mögen: Sie tritt ihen furchtlos gegenüber. In allen Situationen geht sie davon aus, das sie Schwierigkeiten mit lauter Stimme und sicherem Auftreten überwinden kann.
Es gibt einige Hinweise darauf, das die Drachen nach ihrer Heirat in den Hintergrund gerückt sind und das gesellschaftliche Leben der Stadt für Lady Sybil eine größere Rolle spielt als vorher. Aber sie verfügt über beträchtliche Energie und leitet noch immer das "Sonnenscheinheim für kranke Drachen" (ein sehr wichtiges Institut, da Sumpfdrachen fast immer krank sind).
Lady Sybil scheut nie davor zurück, die Dinge beim Namen zu nennen und zu einer Schaufel zu greifen, wenn es erforderlich ist, einen Haufen Drachenkot zu entfernen.


Die Zwerge: Traditionell Geschöpfe der Berge und Bergwerke. aber es geschieht immer öfter, dass sie zu den schneebedeckten Gipfeln ihres Heimatlands blicken und sich fragen: "Warum suchen wir nicht einen wärmeren Ort auf, wo wir mehr Geld verdienen können?" Die Zwerge bilden die größte nicht menschliche Volksgruppe in Ankh-Morpork. Sie sind raffgierig, streitsüchtig und im betrunkenen Zustand sehr aggressiv, weshalb sie mühelos einen Platz in der Gesellschaft finden.
Eine Besonderheit ist ihre Tendenz, immer zwergische zu werden, je weiter sie sich von den Bergen entfernen. (Ähnlich verhalten sich die Iren.)


Rattentod (Der grimmige Quieker): Das Skelett eines kleinen Nagetiers. Geleitet nicht nur Ratten, Mäuse, Wüstenspringmäuse und Hamster ins Jenseits, sondern gelegentlich auch rattenartige Menschen, wenn Tod besonders viel zu tun hat. Heiterer und unbeschwerter als Tod, was vermutlich an den Geschöpfen liegt, auf die er spezialisiert ist. Ein freundlicher kleiner Kerl, von dem wir zweifellos noch mehr hören werden.
Manchmal ersheint eine Figur auf dem Papier, one dass bewusste Absicht dahinter steckt. Als ich an "Alles Sense!" arbeitete, erschien der Rattentod von ganz allein in der Geschichte, und ich wuste sofort, dass es nicht nur ein kurzer Gastauftritt war. Ich hatte ein sehr klares Vorstellungsbild von einer kleinen, spitzen Schanuze, die unter der Kaputze hervorragte.
Typischer und praktisch einziger Ausspruch: QUIEK!



So, das wars erstmal von mir zu dem Thema. Sobald ich Zeit habe, werde ich alle Bücher, die in eine Reihe gehören, mal auflisten, zur Übersicht für Interessierte.

3 Kommentare:

  1. Man da hast Du dir aber eine wahnsinnige Mühe gemacht. Ich muss zugeben das ich nicht alles gelesen sondern eher nur überflogen habe aber ich werde nochmal in Ruhe zum nachlesen kommen. Das Buch kenne ich nicht aber es scheint zauberhaft zu sein!
    Lieben Gruss
    Martina Paderkroete

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  2. genial! lob und anerkennung =) ich lese gern die scheibenweltromane...und wenn ichs 100mal lesen muß....ich liebe die bücher einfach. um mich sogar des nächtens noch von terry prachetts romanen beriseln zu lassen hab ich natürlich auch die hörbücher....sehr zum leidwesen meiner damaligen freundin... was wiederum auch der grund ist warum ich nun wieder single bin =) egal.. so lange ich meine schweibenwelt hören/ lesen kann ist die welt in ordnung ;)

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